Die Konjunktiv Prinzessin
(Michael Wojtczyk November 2004)


Die Konjunktiv Prinzessin einst im Bette lag.
Dachte: Warum gibt’s keinen der mich mag?
Und wie wär’ mein Leben doch ungetrübt,
wenn ich einen fände, der mich liebt?
 
Ein Ritter müsst’s sein, unglaublich stark!
Der mir fährt unter Haut, in Rücken und Mark!
Einer, der mich immerzu verführte,
zu Dingen ungeahnt, mich zart berührte!
 
Einer, der seinen Kopf bettete,
in meinem Schoß, mich so erettete,
von meiner Sehnsucht ihn nie zu vermissen.
Ich stell mir vor, wie würd’ er wohl küssen?
 
Seine Lippen, sie wären rosig und zart,
mit ihnen er küsste, weich oder hart!
Es wäre egal, wenn es mich nur betörte.
Und wenn einmal begonnen, nimmer aufhörte!
 
Einer, der mich auf seinen Armen trüge,
Reichtum anhäufte, volle Truhen und Krüge.
Einer, ja für diesen einen was besonderes sein:
Heute seine Blume, morgen sein Sonnenschein.
 
Freilich, er müsste ob Leid ob Verderben,
ein Held sein, und um mich kämpfen und werben!
Die kalte Schulter, kriegte der Arme!
Er soll sich beweisen, dann kriegt er die warme!
 
Nichts bereitete mir mehr Vergnügen,
als ihn für Wunden und Narben zu lieben,
die ihm einzig zugefügt und zugedacht,
als Beweis für mich, schmerzlich vorgebracht!
 
Erst wenn er am Boden, beinah gebrochen, hoffnungslos,
legte ich meiner Seele Reichtum vor ihm bloß!
„Ritter, nun hat dein Kampf, dein Werken, dein Tun,
mich überzeugt: sollst an meinen Brüsten ruh’n.“
 
„Umfasse meine Brüste, meine Schenkel, es liegt an dir.
Nimm was du ersehntest, und koste von mir.
Du allein darfst schmecken, schnuppern, mich nackt betrachten.
Niemand, wird dir mehr nach deinem Leben trachten.“
 
„Prinzessin warum? War dir immer wohlgesonnen.
Beim ersten Anblick hat mein Leben begonnen.
Doch Du stelltest dich blind, stelltest dich taub,
Warum verlangtest du Blut, Asche und Staub?“
 
„Nun Ritter, Schönheit ist vergänglich;
anfangs sind doch alle überschwänglich.
Doch nur wer redlich sich bemüht,
bleibt auch bei mir, bin ich verblüht!“
 
„Prinzessin, du bist wie ein zärtliches Gedicht,
in meinem Kopf verblühst du nimmer  nicht.
Riech auch in späten Jahren nach Rosen, Zimt und Nelken.
Es wird dir unmöglich sein, je zu verwelken!“
 
„Nun, so vertraue ich dir mein Ritter,
die Qualen, ich dir zugefügt, waren wohl zu bitter.
Doch nur so bin ich sicher, endlich weiß ich es nun:
Du bist mir der Rechte, beim Reden und beim Tun.“
 
So träumte die Prinzessin von Liebe und Glück,
doch kamen Liebe und Glück nicht näher ein Stück.
Während sie verschlossen träumte und hoffte und schlief,
ritten alle vorbei,  alles blieb Konjunktiv.


 
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